An der Albert-Schweitzer-Schule ist es inzwischen Tradition, dass die Stolpersteine, für die die Schule eine Pflegepartnerschaft übernommen hat, an einen Geschichts-Leistungskurs übergeben werden.

Zur Vorbereitung dieser Aufgabe hatte Herr Krüger am 25. Juni die HNA-Lokalredakteurin Christina Hein in seinen Orientierungskurs der Jahrgangsstufe 11 eingeladen. Sie las dort ausgewählte Biographien aus ihrem kürzlich erschienenen Buch „Nie vergessen. Stolpersteine in Kassel. Porträts von Menschen“. Die Schicksale von Werner Holländer und Wolfgang Schönfeld, die beide mit Mitte 20 vom NS-Regime ermordet worden waren, rührten die Jugendlichen sehr an. Frau Hein diskutierte lange mit ihnen über ihre Eindrücke und Gedanken zu den Texten. Als positiven Abschluss berichtete sie vom Schicksal von Dorrith Marianne Sim, geb. Oppenheim, die 1939 wie ungefähr 10.000 andere jüdische Mädchen und Jungen mit einem Kindertransport nach Großbritannien gelangte und dort die Shoah überlebte. In ihrem Kinderbuch „In Meiner Tasche“ beschreibt sie, wie sie sich nach dem traurigen Abschied von „Mutti“ und „Vati“ einsam und voll Angst inmitten der vielen fremden Kinder auf dem Kindertransport fühlte. Dorrith war später mehrfach zu Gast in Kassel und las auch in der ASS aus ihren Erinnerungen.

Am 28. Juni erfolgte dann die Übergabe der Stolpersteine an den Kurs an der Nebelthaustraße 14. Dort übergaben Jochen Boczkowski, Jürgen Strube und Wolfgang Matthäus, letztere beide ehemalige ASS-Lehrer, vom Verein „Stolpersteine in Kassel“ den Schülerinnen und Schülern zusätzlich zu der bestehenden Patenschaft für 21 Steine eine Urkunde für drei weitere Steine an diesem Ort, die an die Familie Frankenthal erinnern. Sally, Flora und Gerd Siegfried, die dort bis 1937 lebten, konnten der Ermordung durch das NS-Regime durch die Emigration nach Argentinien entkommen. Ein Sohn von Gerd Siegfried, Roberto Frankenthal, der heute in Bad Canstatt bei Stuttgart lebt, war ebenfalls zu der kleinen Zeremonie eingeladen, konnte aber wegen eines anderen Termins nicht daran teilnehmen. Die Jugendlichen putzten die Steine und entzündeten Kerzen, um an das Schicksal der Frankenthals zu erinnern. Herr Krüger nahm die neue Urkunde von Jochen Boczkowski entgegen. Der Kurs wird künftig mehrfach im Jahr die Stolpersteine der Schule reinigen, insbesondere an den Gedenktagen für die Judenverfolgung im 3. Reich.