Der bundesweite Holocaust-Gedenktag am 27. Januar konnte in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie wiederum nicht mit einer zentralen Veranstaltung des Aufgabenfeldes 2 für die 10. Klassen begangen werden. Stattdessen gab es eine ganze Reihe dezentraler Aktionen innerhalb und außerhalb des Schulgebäudes.
Mit seinem Geschichte-Leistungskurs der Q 2 führte Herr Krüger in der 1. Stunde hatten eine Videokonferenz mit Roberto Frankenthal, einem in Spanien lebenden Nachkommen von Holocaust-Überlebenden aus Kassel. Sein Vater und seine Großeltern waren 1937 vor dem NS-Regime nach Argentinien geflohen. Herr Frankenthal hatte den Kurs bei der Verlegung der Stolpersteine für seine Vorfahren im Herbst 2021 kennengelernt (2.v.l. auf dem Foto) und ihm spontan das Angebot zu einem längeren Gespräch gemacht. Nun berichtete er sehr anschaulich vom Leben seiner Familie in Argentinien und beantworte alle Fragen der Schülerinnen und Schüler, bei denen es u.a. um den Antisemitismus in seinem Heimatland Argentinien und Pläne der Familie für die Rückkehr nach Deutschland ging.
Anschließend wurden Stolpersteine, die von der ASS gepflegt werden, geputzt und auf Hochglanz gebracht. Neben denen der drei Frankenthals reinigte der Kurs noch neun weitere und legte dort rote Rosen nieder. Da die Schule inzwischen an die 20 Steine pflegt, teilte er sich diese Aufgabe mit der Klasse 10 e von Herrn Neumann, die am Nachmittag entlang der Kölnischen Straße unterwegs war (s. den Bericht vom 30.1. 2022 auf dieser Homepage).
Während des ganzen Vormittages wurde in der Aula eine Ausstellung zum jüdischen Leben in Nordhessen vor und nach dem NS-Regime von mehreren Klassen und Kursen besucht. Auf den Roll-Ups wird historischen Aufnahmen von Orten jüdischen Lebens der jetzige Zustand gegenübergestellt und kurz erläutert. Die Ausstellung ist aus einem Projekt hervorgegangen, das Herr Krüger 2018 mit seinem damaligen Geschichte-LK als Beitrag für den Schülerwettbewerb zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 eingereicht hatte. Der Kurs belegte damit den 4. Platz von 65 teilnehmenden Schulen. Die Ergebnisse waren in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kassel der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ergänzt und als Ausstellung gestaltet worden, die in den nächsten Monaten auch noch an anderen Kasseler Schulen gezeigt werden soll.
Ebenfalls mit Stolpersteinen hatte die abschließende Aktion der ASS an diesem Gedenktag zu tun. Im letzten Jahr war vor dem Haus Parkstraße 31 der Stolperstein von Deborah Schiff gestohlen, aber zum Glück in Göttingen wiedergefunden worden. Am 27. Januar nahm der Verein „Stolpersteine Kassel“ seine feierliche Wiedereinsetzung vor, die der ehemalige Kasseler Oberbürgermeister Bertram Hilgen, begleitete (1.v.r. auf dem Foto).). Er hatte seinerzeit für die Verlegung der ersten Stolpersteine in Kassel gesorgt. Mit der Niederlegung von weiteren, weißen Rosen am Stolperstein endeten die würdevolle Zeremonie und ein historisch sehr erfüllter Tag.
Text und Bilder: Hr. Krüger