Am 17. November las die Journalistin und Publizistin Andrea von Treuenfeld auf Einladung der Europaschul-Koordination an der ASS vor den Religions- und Ethik-Kursen der Klasse 10. Drei von ihnen waren unter Beachtung der Corona-Abstandsregeln in der Aula zusammenkommen, die übrigen drei per Videokonferenz aus ihren Klassenräumen zugeschaltet.
Nach den Begrüßungsworten von Herrn Crede, der an die jüdischen Schüler der Schule erinnerte, die nach 1933 gezwungen wurden, diese zu verlassen, las Frau von Treuenfeld aus ihrem aktuellen Buch „Leben mit Auschwitz“. Darin lässt sie in eindringlichen Worten Menschen zu Wort kommen, die die „Dritte Generation“ nach Auschwitz repräsentieren. Sie geht der Frage nach, wie die Enkel der Holocaust-Überlebenden Auschwitz als Teil ihrer Lebensgeschichte erlebt haben. Es sind oft berührende, manchmal erschütternde und immer nachdenkenswerte Berichte, wie wirkmächtig das Geschehen von damals im Leben von Menschen auch heute noch ist.
Als nach einer Dreiviertelstunde der letzte Text gelesen war, in dem es um die fast vollständige Ermordung einer achtköpfigen Sinti-Familie in Auschwitz ging, herrschte untern den 75 Schülerinnen und Schülern in der Aula zunächst bedrückende Stille. Alle mussten das Gehörte erst einmal verarbeiten. Doch schon bald begannen die Anwesenden, interessiert und engagiert Fragen an die Autorin zu stellen. Diese reichten von praktischen Fragen nach der Durchführung der Interviews über die Eindrücke von ihren Besuchen in Auschwitz bis hin zu den Auswirkungen der Inhalte des Buches auf Frau von Treuenfeld selbst. Außerdem wurde sie gefragt, ob sie wegen ihrer Werke, die sich alle mit dem modernen Israel oder den Auswirkungen des Holocausts befassen, bedroht worden sei. Dies verneinte sie, fügte aber sogleich hinzu, dass es sie beruhige, wenn sie an einem Ort lesen würde, der von der Polizei geschützt werde. Gleichzeitig erschrecke es sie, dass der Ort geschützt werden müsse. Die Autorin mahnte abschließend die jungen Menschen, sie sich dafür einzusetzen, dass so etwas wie der Holocaust nie wieder geschehe, und warnte vor aktuellen antisemitischen Entwicklungen in Deutschland.
Herr Krüger dankte am Ende der Lesung Frau von Treuenfeld für ihre Lesung und schenkte ihr als Erinnerung an ihren Besuch an der ASS eine kleine Zusammenstellung von Albert Schweitzer-Texten in Buchform. Mit einem langen Applaus der Schülerinnen und Schüler endeten diese zwei sehr bewegenden Unterrichtsstunden.