Die DDR liegt heute für Schülerinnen und Schüler zeitlich so weit weg, wie in der Schulzeit ihrer Lehrkräfte der 2. Weltkrieg. Für sie ist sie ein fernes Land in einer anderen Zeit. Ihre Vorstellung wird oftmals von verzerrenden Ostalgie-Filmen wie z.B. „Goodbye Lenin“ bestimmt.

Das war Grund genug, auch in diesem Jahr wieder einen DDR-Zeitzeugen an die Schule einzuladen, der am eigenen Leib die Auswüchse des SED-Regimes erlebt hatte. Thomas Raufeisen, der heute u.a. durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen führt, hatte zu Beginn der 1980er Jahre dort und im berüchtigten Stasi-Knast Bautzen II eingesessen. Wie es ihn, der eigentlich aus Hannover stammte, in die DDR verschlagen hatte, sagt der Titel seines Buches mehr als deutlich.

Thomas Raufeisen berichtete im freien Vortrag und mit Passagen aus seinem Buch anschaulich über die Drangsalierungen in einer totalitären Diktatur, aber auch über den ganz normalen DDR-Alltag. Gebannt hörten ihm die Schülerinnen und Schüler der Klasse 13, die das Thema „DDR“ gerade im Unterricht behandelt hatten, zu und stellten interessiert Fragen zu Raufeisens Schicksal sowie zur Jugendkultur in der damaligen DDR (z.B. Kleidung, Musik, Freizeit). Höhepunkt des Vortrags war eine Handgranate ohne Zünder, die der Zeitzeuge im Sportunterricht  anstelle eines Balls werfen musste. Sie wurde mit leichtem Schauder von Hand zu Hand gereicht.

90 Minuten vergingen so wie im Fluge und ohne Langeweile. Am Ende gab es großen Applaus und noch ein paar Einzelfragen von Schülerinnen und Schülern, für die vorher keine Zeit mehr gewesen war. Die nächste Lesung von Thomas Raufeisen, die dann seine siebte an der ASS sein wird, ist für den Februar 2025 schon fest gebucht.

Text und Fotos: Herr Krüger