Am 3.02.23 war es endlich so weit. Morgens um 8:30 Uhr trafen wir uns am Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe, unsere Koffer und Taschen im Schlepptau. Mützen, Schals und Handschuhe waren ebenfalls eingepackt. Laut Wetterbericht sollten es nämlich unter 0 Grad in Sopot in Polen (nähe Danzig) werden. Dort lag unser Ziel. Nach 3 Jahren des Austauschs trafen wir die Schüler, mit denen wir uns bisher nur in Zoomkonferenzen unterhalten hatten.
Wir stiegen in den ICE Richtung Berlin und wechselten dort in den EC, der uns zu unserem Ziel brachte. Nach 9 Stunden Fahrt erreichten wir schließlich Sopot. Uns erwarteten unsere Austauschpartner und Schnee. Natürlich wurde der ein oder andere direkt zu einer Schneeballschlacht verleitet.
Noch an dem Abend gingen wir gemeinsam Essen und besprachen unsere Pläne für die nächsten drei Tage. Man kam schnell in das Englisch rein und lernte, sich zu verständigen. Das Beibringen von einzelnen polnischen und deutschen Begriffen blieb ebenfalls nicht aus.
Am ersten Tag machten wir uns auf den Weg nach Gdynia. Nach einem leckeren Frühstück mit Crêpes zeigten uns Marta, Marta und Aleksandra den höchsten Punkt in Gdynia, von dem wir den Hafen, den Strand und die Stadt erblicken konnten.
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Strand. Dort wurden wir ab und an von einem Schneesturm überrascht. Jedoch linderte das Wetter die gute Laune in der Gruppe nicht. Fröhliche Gespräche über unsere Schulen aber auch über alltägliches kamen leicht zu Stande.
Auf dem Rückweg kamen wir beim „Gdynska Rybka z ikra Marko!“ vorbei. Dort probierten wir die Spezialität aus Gdynia, welche aus einer Art fischförmigen Waffeln besteht. Diese enthalten unterschiedliche Füllungen. Wir waren uns einig: Es lohnt sich, Rybka zu probieren.
Am Sonntag besichtigten wir Danzig. Hier bereitete Bozena, die für die EuropaUnion die Fahrt begleitete, ein Stadtspiel für uns vor. Gemeinsam suchten wir nach den gefragten Orten, unterhielten uns darüber und fanden zum Mittagessen zusammen ins Restaurant.
Schließlich ging es ins Zweite Weltkrieg Museum. Von uns allen wurde das Museum als sehr eindrücklich empfunden. Nicht nur architektonisch, sondern auch stilistisch, bringt es den Besucher dazu, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen und ein Teil des Geschehens zu werden.
Dies wurde auch am nächsten Tag bei einem gemeinsamen Gespräch deutlich.
Dort trafen wir uns in der Schule unserer Austauschpartner („Il liceum Ogólnoksztalace im. Boleslawa Chrobrego w Sopocie“) zu einem gemeinsamen Frühstück, bei dem wir uns die Wörter, die bei einem Frühstück benötigt werden, gegenseitig auf der anderen Sprache beibrachten. Dabei unterhielten wir uns auch über den Zweiten Weltkrieg und wie dieser in unseren Schulsystemen beigebracht wird.
Wir stellten fest, dass das deutsche System viel mehr über die Zusammenhänge unterrichtet, während beim Polnischen hauptsächlich die Jahreszahlen und die faktischen Ereignisse im Zentrum stehen. Zudem sei es zeitlich meistens nicht möglich, den zweiten Weltkrieg überhaupt zu thematisieren.
Anschließend hatten Agnieszka, eine Englischlehrerin und Mitorganisatorin des Austauschs und Bozena zwei Aufgaben für uns. Zum einen ging es darum, zu jedem Buchstaben im Alphabet zwei Begriffe zu finden, die jeweils im Deutschen und Polnischen das gleiche bedeuteten. Es war eine schöne Art und Weise, sich mit den Sprachen auseinander zu setzen und festzustellen, dass viele Begriffe sich doch ähnlich sind.
Nun ging es um die Fragestellung, ob Diversität immer schlecht und Einheit immer gut sein. Dazu unterhielten wir uns in zwei Gruppen und kamen zu dem Schluss, dass das Wort „immer“ nicht passt, denn sowohl Einheit als auch Diversität bringt seine Vor- und Nachteile. Auch hier kamen angeregte Diskussionen zu Stande.
Im Anschluss gingen wir ins Rathaus. Dort hatte Aleksandra eine Präsentation über den Jugendrat in Sopot vorbereitet. Wir erfuhren, wie sehr polnische Schüler in die Politik der Stadt integriert sind und unterhielten uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Thematisiert wurde unter anderem, dass in Deutschland zwar Jugendparteien und an unserer Schule auch die SV existieren, diese jedoch teilweise eher einen geringen Einfluss auf die Stadtpolitik haben.
Wir trafen auch die Vize-Bürgermeisterin von Sopot, die uns ein kleines Geschenk mitbrachte.
Am Abend saßen alle zusammen in der Gemeinschaftsküche unserer Herberge, unterhielten sich, wie es Jugendliche nun mal mit ihren Freunden tun, hörten Musik und lachten viel.
Schließlich brach der 7.02.23 an. Zeit nach Hause zu fahren. Zum Abfahren trafen wir uns noch einmal im Il liceum Ogólnoksztalace im. Boleslawa Chrobrego w Sopocie. Dort schmiedeten wir bereits erste Pläne für den Besuch in Deutschland, denn dieser soll auf jeden Fall stattfinden. Da waren wir uns alle einig.
Am Gleis verabschiedeten wir uns alle voneinander. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.
Letztendlich war es ein wundervoller Austausch, bei dem historische, politische als auch Alltagsgeschichten thematisiert wurden. Durch gemeinsame Aktivitäten kamen wir uns näher und lernten uns und unsere Kulturen gegenseitig kennen.
Vor allem der 2. Weltkrieg war ein ganz zentrales Thema, der durch das Museum sehr gut dargestellt wurde und somit auch viel Diskussionsraum bot. Wir alle sind unendlich froh, dass wir die Möglichkeit für diese Reise hatten und danken dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk, der EuropaUnion Kassel e.V. für die Reisebegleitung durch Fr. Meske und unserer Schule, die unsere Reise gefördert haben.
Ein Bericht von Alina Schwandt Q3A, die Austauschgruppe besteht aus Emil Stegemann, Jan-Dominik Heinrich, Nico Hildebrandt-Cancela und Anne-Marie Campbell. Text von Alina Schwandt, Bilder von Austauschteilnehmern.